Ist Rotwein gesund? Mythos oder wissenschaftlicher Befund?
Ein Glas Rotwein am Tag ist gesund, Rotwein ist gesund fürs Herz und viele andere Redewendungen sind Ihnen bestimmt bekannt. Dass Rotwein gesund sei, ist eine weit verbreitete allgemeine Auffassung. Der Grund für die positive Konnotation sind vor allem ältere Studien, die hochwertige Ausstrahlung der feinen Tropfen sowie die jahrtausende lange Geschichte des Kulturguts Rotwein.
Falls Sie sich fragen, ob tatsächlich etwas an den positiven Zuschreibungen dran ist, sind Sie hier genau richtig. In diesem Artikel stellen wir Rotwein auf den Prüfstand und klären endgültig auf, ob er tatsächlich gesund ist oder ob es sich dabei lediglich um einen Mythos handelt. Diese Aufklärung bedarf jedoch mehrerer Schritte, da Rotwein viele Inhaltsstoffe enthält und diese jeweils anders auf unterschiedliche Organe wirken. Daher erwarten Sie in folgendem Artikel diese Kapitel:
Ist Rotwein gesund? Die Inhaltsstoffe sind der Schlüssel
Der Schlüssel zur Antwort auf die Frage, ob Rotwein gesund ist oder nicht, liegt in den zahlreichen Inhaltsstoffen von Rotwein begründet. Da Rotwein reich an Stoffen ist, die potenziell gesund sein können, betrachten wir an dieser Stelle zunächst, was in den populären Tropfen genau zu finden ist.
Der Alkohol - ein zweischneidiges Schwert
Rotwein ist ein alkoholisches Getränk, weshalb die Auffassung, dass er gesund sei, grundsätzlich kritisch zu betrachten ist. So ist Alkohol ein Nerven- und Zellgift. Er beeinflusst die Funktionsweise des Gehirns und kann sie beeinträchtigen. Bei langanhaltendem übermäßigen Konsum kann es sogar nachhaltig geschädigt werden. Hinzu kommt, dass Alkohol über die Leber abgebaut wird, wodurch das wichtige Organ stark beansprucht wird.
Die Leber kann in einem bestimmten Zeitraum nur eine begrenzte Menge Alkohol abbauen, sodass der im Körper verbleibende Restalkohol in der Zwischenzeit negativ auf den Körper wirkt. Doch auch die bei übermäßigem Alkoholkonsum überforderte Leber nimmt Schaden. So wird die chemische Struktur verändert, wodurch Zellen geschädigt und verändert werden. Die langfristigen Folgen können eine Fettleber und eine Leberzirrhose sein.
Diese Bestandsaufnahme wirkt ernüchternd und wirft die Frage auf, wie sich die Auffassung Rotwein sei gesund überhaupt etablieren konnte. Die Antwort liegt darin begründet, dass Studien zufolge Alkohol in minimalen Mengen auch den Spiegel des HDL-Cholesterins ansteigen lässt, der sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System auswirken kann. Die Frage, bei welcher Menge dieser positive Effekt eintritt, ist jedoch Gegenstand wissenschaftlichen Diskurses.
Die Angaben schwanken zwischen 10 und 40 mg Alkohol, während ein Glas Rotwein von 200 ml 20 mg Alkohol enthält. In der Lebenspraxis begrenzt sich der Alkoholkonsum jedoch meist nicht auf diese Kleinstmengen, sodass die negativen Eigenschaften des Nervengifts in den meisten Fällen überwiegen dürften.
Die gesunde Seele des Rotweins - das Extrakt
Auch wenn der Großteil von Rotwein, etwa 70 bis 85 %, aus Wasser besteht, enthält er natürlich auch Extrakt, das zwischen 15 bis 20 % des Tropfens ausmacht. Unter Extrakt werden in diesem Kontext die Stoffe verstanden, die den Weinreben selbst entstammen und weder Alkohol noch Wasser sind. Diese Inhaltsstoffe sind überaus vielfältig. Zu ihnen zählen Glycerin, Säure, Mineralstoffe, Polyphenole, Aromastoffe und Vitamine.
Jeden dieser Stoffe gesondert zu betrachten, würde den Rahmen sprengen, daher konzentriert sich dieser Artikel auf den wohl wichtigsten: die Polyphenole. Dabei handelt es sich um chemische Verbindungen, die zu den sekundären Pflanzenstoffen zählen und ausschließlich in Pflanzen zu finden sind. Zu genießbaren Pflanzen, die reich an Polyphenolen sind, zählen zum Beispiel Obst, Gemüse und Getreide.
Darunter natürlich auch die Trauben, aus denen Rotwein gekeltert wird, der durch die Polyphenolen gesunde Eigenschaften aufweisen kann. Dabei befinden sich die Polyphenole in den Schalen und Kernen der Trauben, die bei der Maischegärung extrahiert werden und so in den Wein gelangen.
Die positive Wirkung der Polyphenole auf den menschlichen Körper liegt darin begründet, dass sie dem Verklumpen der Blutplättchen vorbeugen und Arteriosklerose, der Verhärtung der Arterien, vorbeugen können. Damit zählen Polyphenole zu den Antioxidantien, die zusätzlich freie Radikale binden und somit Alterungsprozesse von Zellen verlangsamen können.
Zwischenfazit: Alkohol versus Polyphenole
Der wichtigste Anhaltspunkt, um die Frage zu beantworten, ob Rotwein gesund ist, ist das Verhältnis von Alkohol und den Polyphenolen. Generell ist festzuhalten, dass Alkohol ein Nervengift ist und dass hoher Konsum eine schädigende Wirkung auf das Gehirn sowie die Leber entfalten und Abhängigkeiten erzeugen kann.
Auf der Gegenseite finden sich die Polyphenole, die als Antioxidantien die Zellalterung verlangsamen, Verklumpung von Blutplättchen und der Arteriosklerose vorbeugen können. Wenn beide Aspekte im Verhältnis betrachtet werden, ist zu empfehlen, nur geringe Mengen Rotwein bewusst zu genießen, um von den gesunden Effekten der Polyphenole profitieren zu können. Je ausgiebiger der Genuss ausfällt, desto stärker fällt hingegen die schädigende Wirkung auf den Körper aus.
Auf welche Körperbereiche wirkt Rotwein gesund?
Interessant ist, dass Rotwein mannigfaltige gesunde Wirkungen zugeschrieben werden. Angeblich soll Rotwein gesund für das Herz sein, dem Darm gut tun und auch beim Abnehmen helfen. Da beim Genuss von Rotwein viele Stoffe auf den Körper wirken, ist es nicht so einfach, all diese Annahmen zugleich zu überprüfen. Aus diesem Grund betrachten wir im Folgenden jede der Vermutungen separat.
Wie gesund ist Rotwein gesund fürs Herz?
Der größte gesunde Effekt von Rotwein sind die enthaltenen Polyphenole, die antioxidativ wirken. Daher lässt sich die weit verbreitete Annahme, dass Rotwein gesund fürs Herz sei, unter Vorbehalt bestätigen. So binden die Antioxidantien freie Radikale, wodurch die Alterungsprozesse der Zellen und Blutgefäße verlangsamt werden.
Das sorgt generell für ein gesünderes Herz- und Blutkreislauf-System. Durch die jüngeren Zellen wird noch dazu das Krebsrisiko langfristig verringert. Da der Genuss von Rotwein gesund auf Alterungsprozesse der Arterien wirkt, ist auch eine der Arteriosklerose vorbeugende Wirkung festzustellen. In der Folge wird auch das Risiko von Herzinfarkten geschmälert, für die ein Verschluss der Blutgefäße durch eine Arteriosklerose eine der häufigsten Ursachen ist.
Ist Rotwein gesund für den Darm?
Eine weitere weit verbreitete Auffassung ist, dass Rotwein auch gesund für den Darm wäre. Oft wird dieser Effekt in der Erzählung auf den Alkohol selbst zurückgeführt, dabei handelt es sich jedoch um einen Mythos. Im Fall von Alkohol als Zell- und Nervengift überwiegen die negativen Wirkungen auf die Physiologie - und zwar nicht nur für die Leber, sondern auch für den Darm. So können zum Beispiel Magen-Darm-Beschwerden ausgelöst werden und auch das Risiko für Darmkrebs wird erhöht.
Der Grund dafür, dass Rotwein gesund für den Darm sein kann, sind abermals die Polyphenole. Im Darm sind diese einer gesunden Darmflora zuträglich. Und zwar, indem die Anzahl der gesunden Darmbakterien erhöht wird, die wichtig für die Verdauung sind und die Barriere des Darms gegenüber Infektionen und anderen Erkrankungen schützen.
Hilft Rotwein dabei, wenn man gesund abnehmen möchte?
Auch der Mythos, dass Rotwein dabei helfen kann, gesund abzunehmen, hält sich hartnäckig. Tatsächlich konnte in Studien jedoch ein positiver Effekt festgestellt werden. So enthält Rotwein neben Polyphenolen den Stoff Resveratrol. Auch dieser Stoff hat eine gesunde antioxidative Wirkung, doch noch mehr: In einigen Studien wurde im Zusammenhang mit Diäten eine zusätzliche Reduzierung des Körpergewichts und der Körperfettmasse festgestellt.
Aber auch hierbei ist es erneut wichtig, das richtige Maß einzuhalten. So gilt auch bei Abnehmversuchen die Regel, dass nur ein Glas Rotwein als gesund zu bezeichnen ist. Bereits zwei Gläser schlagen mit 340 Kalorien zubuche, wodurch sich die vorteilhaften Effekte wieder in Luft auflösen.
Rotwein möglichst gesund genießen: einige Hinweise
Nachdem wir die grundlegende Wirkung von Rotwein aufgeklärt haben, können wir uns jetzt noch einigen anderen Aspekten im Hinblick auf die Frage, ob Rotwein gesund ist, widmen. Dabei geht es vor allem darum, warum häufig ausschließlich nur Rotwein als gesund betitelt wird und was es mit der Faustregel auf sich hat, dass nur ein Glas Rotwein gesund sei.
Daher ist Rotwein gesünder als Weißwein
Ihnen ist bestimmt aufgefallen, dass es ausschließlich heißt, Rotwein sei gesund. Von Weißwein und anderen Tropfen ist in diesem Zusammenhang kaum die Rede. Diese Präferenz hat jedoch guten Grund. Wie Sie bereits erfahren haben, sind die gesunden Wirkungen von Rotwein primär in den Polyphenolen begründet, die während der Maischegärung aus Schalen und Kernen extrahiert werden und so in den Wein gelangen.
Weißwein ist jedoch nicht rot, da der Most schon sehr früh von der Maische, den Trauben- und Schalenresten getrennt wird. In der Konsequenz findet sich auch viel weniger Polyphenol im Weißwein, sodass die möglichen positiven Effekte kaum bis gar nicht vorhanden sind.
Ein Glas Rotwein abends ist besonders gesund, stimmt das?
Ein weiterer verbreiteter Mythos ist, dass ein Glas Rotwein vor allem abends gesund sein soll. Aber haben Menge und Tageszeit tatsächlich einen so großen Einfluss auf die Wirkung des Weingenusses? Zunächst bleibt festzuhalten, dass der Zeitpunkt des Genusses für die gesunde Wirkung unerheblich ist. Der einzige vorteilhafte Aspekt ist, dass ein Glas Rotwein abends möglichen Heißhungerattacken vorbeugt, da es ein Völlegefühl auslösen kann. Derselbe Effekt ist jedoch auch mit anderen Getränken zu erzielen, die keinen Alkohol enthalten.
Die Menge auf ein Glas zu begrenzen ist jedoch generell ratsam. So nehmen Sie möglichst wenig Alkohol zu sich. Außerdem verkehren sich die meisten positiven Effekte wieder in schädliche Wirkungen, wenn die Menge des Weins erhöht wird. So wird die Unterstützung der Darmflora durch Langzeitschäden zunichtegemacht. Auch die positive Wirkung auf den Gewichtsverlust, verliert ihre Bedeutung, wenn viel kalorienreicher Wein getrunken wird.
Fazit: Rotwein kann in Maßen gesund sein
Insgesamt lässt sich festhalten, dass einige der gesunden Wirkungen, die Rotwein zugeschrieben werden, mehr als nur Mythen sind. Tatsächlich weisen die enthaltenen Polyphenole antioxidative Eigenschaften auf, die den Alterungsprozess des Herz-Kreislauf-Systems verlangsamen.
Wichtig ist jedoch, dass Alkohol zwar eine minimal positive Wirkung auf den Cholesterinspiegel hat, die negativen Effekte jedoch klar überwiegen. Daher lässt sich die Frage, ob Rotwein gesund ist, abschließend mit einem Ja unter Vorbehalt beantworten. So sollte Rotwein immer im richtigen Maß genossen werden, um die negativen Wirkungen des Alkohols zu begrenzen.