Weingut
Das Domaine de Montredon liegt im Languedoc, dort wo die Garrigue ihre aromatische Kraft entfaltet und das mediterrane Klima den Rhythmus vorgibt. Pinien, Rosmarin und Thymian prägen die Landschaft rund um die Rebzeilen, während das intensive Licht des Südens jeden Weinstock erreicht. Die Lage zwischen Mittelmeer und den Ausläufern des Zentralmassivs schafft ein Mikroklima, das Tradition und Innovation gleichermaßen fordert. Hier arbeitet man mit alten Handwerksmethoden, die durch moderne, respektvolle Ansätze ergänzt werden. Das Haus versteht sich auf Geduld. Zeit bleibt der wichtigste Verbündete, wenn es darum geht, Weine zu schaffen, die das Terroir sprechen lassen und gleichzeitig die Zukunft der Region mitgestalten.
Unter der Oberfläche von Montredon erzählen Millionen Jahre Erdgeschichte ihre eigene Weingeschichte. Kalkstein wechselt sich mit Schiefer ab, rote Tonablagerungen durchziehen das Gelände wie Adern, geformt durch marine Sedimente und tektonische Verschiebungen, die dem Untergrund seine vielschichtige Struktur verliehen haben. Diese geologische Komplexität übersetzt sich direkt in die Mineralität der Weine, verleiht ihnen jene unverwechselbare Struktur, die das Domaine de Montredon auszeichnet.
Das mediterrane Klima zeigt sich hier von seiner präzisesten Seite. Rund 300 Sonnentage pro Jahr schaffen ideale Reifebedingungen, während der Tramontane (ein trockener, kühlender Nordwestwind) für natürliche Temperaturregulierung sorgt und Fäulnisdruck mindert. Dieses Zusammenspiel begünstigt langsame, gleichmäßige Reifeprozesse, die den charakteristischen Terroir-Ausdruck (Gebietscharakter) der Montredon-Weine formen. Die unterschiedlichen Höhenlagen zwischen 150 und 400 Metern schaffen zusätzlich spannende Mikroklimata, die jedem Hang sein eigenes Temperaturprofil verleihen.
Von eisenhaltigen Rotschiefer-Partien bis hin zu kargen, kalkreichen Plateaus prägt diese Bodendiversität sowohl die strukturelle als auch die aromatische Komplexität der Weine. Diese geologische Vielfalt ermöglicht eine präzise Parzellenselektion (gezielte Auswahl einzelner Weinbergslagen) und die optimale Platzierung unterschiedlichster Rebsorten für markante Einzellagenweine. Das Languedoc-Roussillon steht exemplarisch für diesen Qualitätswandel, den die Region seit den 1980er-Jahren durch bewusste Fokussierung auf Terroir und handwerkliche Präzision erlebt hat.
Im Keller des Domaine de Montredon riecht es nach frischer Hefe und altem Holz. Hier verbindet sich Respekt vor der Natur mit chirurgischer Präzision, ohne dass dogmatische Reinheit das Handwerk dominiert. Synthetische Hilfsmittel haben keinen Platz, dennoch folgt man weder Trends noch Zertifikaten blind.
Die Triage bestimmt alles: Mehrfache Handlese bringt ausschließlich perfekt ausgereifte Trauben ins Haus. Was folgt, ist Spontangärung mit natürlichen Hefen, die dem Terroir seine authentischste Stimme verleiht. Der malolaktische Säureabbau (Malo genannt) wird gezielt moduliert, um je nach Jahrgang die gewünschte Textur zu formen.
Die Élevage balanciert zwischen französischen Barriques, Holzfudern und Edelstahltanks, wobei die Sauerstoffzufuhr kontrolliert bleibt. Dominante Holznoten werden vermieden, der Wein soll sprechen, nicht das Fass. Es gibt einen Mythos, südfranzösische Weine seien zwangsläufig alkoholreich und schwer. Heute weiß man dank präziser Erntezeitpunkte und behutsamer Vinifikation lässt sich auch im warmen Klima Eleganz bewahren.
Tradition trifft Innovation im Rebgarten: Alte Reben wachsen im traditionellen Gobelet-System, während moderne Spalier-Techniken den Neubestand formen. Gezielter Grünschnitt im Sommer reduziert Erträge und konzentriert die Aromen. Die Bodenbearbeitung erfolgt schonend durch mechanische Unterstocklockerung, kontrollierte Begrünung zwischen den Rebzeilen sichert Bodenfruchtbarkeit und verhindert Erosion.
Die Weine des Domaine de Montredon erzählen ihre Geschichte durch Struktur, nicht durch Lautstärke. Wenn Sie einen Rotwein aus dem Languedoc-Hérault erwarten, der sofort gefällt, werden Sie überrascht sein. Diese Weine fordern Aufmerksamkeit und geben dafür Tiefe zurück. Die klassische Assemblage aus Syrah, Grenache und Mourvèdre (Cuvée-Zusammenstellung mehrerer Rebsorten) verbindet die pfeffrige Präzision der Syrah mit der warmen Frucht der Grenache und der kraftvollen Struktur des Mourvèdre zu einem Ganzen, das mehr ist als die Summe seiner Teile.
Am Gaumen zeigt sich diese Kombination als lebendige Spannung zwischen dunkler Beerenfrucht und mineralischer Klarheit. Die Tannine wirken reif und feinkörnig, niemals dominant, sondern als tragendes Gerüst für Aromen von Garrigue, schwarzer Olive und jenem kühlen Hauch, den nur mediterrane Höhenlagen schenken können. Das Finish bleibt lange präsent, getragen von einer Mineralität, die an Schiefer und Kalkstein erinnert.
Bei den Weißweinen überrascht die Kombination aus Viognier und Roussanne mit ihrer seltenen Balance zwischen aromatischer Intensität und struktureller Klarheit. Hier entstehen Weine mit floralen Noten und Steinobstaromen, die eine seidige Textur am Gaumen entwickeln, ohne ihre lebendige Säurespannung zu verlieren. Die Rosés profitieren von der Saignée-Methode (Abzugsverfahren, bei dem Most nach kurzer Maischekontaktzeit abgezogen wird), die ihnen ihre charakteristische Frische und zarte Lachsfarbe verleiht.
Es gibt den Mythos, Languedoc-Weine seien automatisch holzlastig ausgebaut. Heute weiß man dank moderner Kellertechnik: Zurückhaltende Holzverwendung dient der Mikrooxidation (kontrollierter Sauerstoffeintrag während des Ausbaus) und Strukturgebung, ohne die primären Terroircharakteristika zu überdecken. Diese Philosophie zeigt sich in Weinen mit mittlerem bis kräftigem Körper, die hervorragend zur regionalen Küche harmonieren. Gegrilltes Lamm mit Rosmarin, eine kräftige Bouillabaisse oder gereifte Ziegenkäse finden in diesen mineralisch geprägten Weinen den idealen Partner.
Zeit ist hier kein Gegner, sondern Verbündeter. Am Domaine de Montredon versteht man Wein als lebendiges Kunstwerk, das sich über Jahrzehnte entfaltet und dabei immer neue Facetten seiner Persönlichkeit zeigt. Von der ersten fruchtigen Jugend bis zur vielschichtigen Reife braucht es vor allem eines: Geduld.
Der Generationswechsel bringt frische Impulse, ohne die vererbte Weisheit zu vergessen. Innovation und Tradition verschmelzen in einem spannenden Wechselspiel. Experimente mit Betoneiern und Terrakotta-Amphoren für spezielle Cuvées zeigen neue Wege auf, während der traditionelle Kern bestehen bleibt. Jeder Weinberg wird dabei präzise bearbeitet, um neue Facetten des Terroirs freizusetzen.
Nachhaltigkeit ist am Domaine de Montredon keine Worthülse, sondern gelebte Praxis. Der Klimawandel fordert eine Anpassung bewährter Anbaumethoden, ein Prozess, den das Weingut aktiv erforscht und vorantreibt. Solarenergie und Wasserrecycling-Systeme positionieren das Gut als Vorreiter in der Region. Diese Verbindung von Umweltbewusstsein und höchster Weinqualität macht deutlich: Nachhaltigkeit und Exzellenz sind keine Gegensätze.
Die Zukunftsvision ist klar umrissen: schrittweise Umstellung auf zertifizierte biodynamische Prinzipien sowie die Anpflanzung historischer Rebsorten, die den trockeneren und wärmeren Klimaverhältnissen besser gewachsen sind. Das Domaine de Montredon kreiert nicht nur heute bemerkenswerte Terroir-Weine, sondern bereitet sich systematisch auf eine klimatisch herausfordernde Zukunft vor. Ein Ansatz, der Respekt vor der Tradition mit Mut zur Innovation verbindet.
Was macht ein Weingut authentisch? Am Domaine de Montredon findet man eine Antwort, die nicht in Marketingsprache formuliert, sondern gelebt wird. Hier verschmelzen Tradition und Innovation zu einer Vision, die weit über den einzelnen Jahrgang hinausdenkt. Die Weine entstehen mit jener gelassenen Konsequenz, die weder Modetrends folgt noch nostalgisch verharrt. Sie sind schlichtweg sie selbst.
Diese Haltung spiegelt sich in jedem Detail wider. Von der Handlese bis zur Lagerfähigkeit, von der Terroir-Expression bis zur finalen Abfüllung verfolgt das Gut eine Linie, die Geduld belohnt. Die Weine öffnen sich nicht sofort, sie fordern Zeit und Aufmerksamkeit. Genau darin liegt ihr Reiz. Jeder Schluck ist eine Entdeckung, die neue Facetten freigibt und die Neugier des Verkoster immer wieder neu weckt.
Mir persönlich zeigt das Domaine de Montredon, dass wahre Authentizität nicht laut sein muss. Manchmal liegt sie in der Ruhe, in der Bereitschaft, mehr Fragen zu stellen als fertige Antworten zu liefern. Das ist echtes Handwerk.
