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Weingut

Merkle Wildspontan

Merkle Wildspontan steht für charakterstarke Weine aus dem Stromberg-Gebiet, die durch natürliche Gärung und schonenden Ausbau ihre Herkunft klar widerspiegeln. Tradition und Innovation verbinden sich hier zu ausdrucksstarken Tropfen voller Mineralität und Persönlichkeit.

Merkle Wildspontan steht für charakterstarke Weine aus dem Stromberg-Gebiet, die durch natürliche Gärung und schonenden Ausbau ihre Herkunft klar widerspiegeln. Tradition und Innovation verbinden sich hier zu ausdrucksstarken Tropfen voller Mineralität und Persönlichkeit.

Merkle Wildspontan

In den sanften Hügeln Württembergs, wo Muschelkalk und Tradition aufeinandertreffen, praktiziert das Weingut Merkle eine Philosophie der bewussten Reduktion. Hier, zwischen historischen Trockensteinmauern und jahrhundertealten Rebzeilen, entstehen Weine, die ein faszinierendes Paradox verkörpern: Weniger Eingriff führt zu mehr Charakter, Verzicht auf Kontrolle schafft authentische Ausdrucksformen. Die Wildspontan-Kollektion des Betriebs gilt mittlerweile als Referenz für deutschen Naturwein – ein Begriff, der weit mehr bedeutet als nur den Verzicht auf Zusätze. Es gibt den weitverbreiteten Mythos, natürliche Weinbereitung führe automatisch zu unkalkulierbaren Ergebnissen. Heute zeigen Betriebe wie Merkle: Präzise Handwerksarbeit und das Vertrauen in natürliche Prozesse können zu außergewöhnlicher Komplexität führen. Die Spontanvergärung (Vergärung durch wilde Hefen ohne Reinzuchthefe-Zusatz) wird hier nicht als Risiko, sondern als Schlüssel zur Terroir-Authentizität verstanden.

Merkle Wildspontan - Naturweinkunst aus dem Herzen Deutschlands

Merkle hat sich mit seiner Wildspontan-Linie als einer der Pioniere der deutschen Naturweinszene etabliert. Die renommierte Weinplattform Vinum führt das Weingut unter den Top 15 naturnahen Produzenten Deutschlands (2023). In den Rebzeilen des Betriebs wird konsequent auf Reinzuchthefen verzichtet. Stattdessen übernehmen autochthone Hefen (natürlich vorkommende Mikroorganismen auf den Traubenschalen) die Spontanvergärung. Dieser minimalistisch anmutende Ansatz führt zu komplexeren Aromenstrukturen und stellt den unverfälschten Terroir-Ausdruck in den Vordergrund.

Es gibt einen Mythos, Spontanvergärung führe zwangsläufig zu fehlerhaften Weinen. Heute weiß man dank wissenschaftlicher Studien: Bei sorgfältiger Arbeitsweise kann die Hefevielfalt zu stabileren und vielschichtigeren Weinen führen. Das Weingut nutzt diese natürliche Mikroflora der Region, um deutschen Naturwein zu kreieren, der die Ursprünglichkeit seines Herkunftsterroirs widerspiegelt.

Die Geschichte hinter Merkles Wildspontan-Vision

2012 markierte eine bewusste Volte in der Ausrichtung des Weinguts Merkle. Winzermeister Michael Merkle kehrte von einem Praktikum im Loire-Tal zurück, geprägt von den Methoden führender Naturweinproduzenten, die dort bereits seit Jahrzehnten auf Spontangärung (Vergärung durch natürliche Hefen ohne Zusatz von Reinzuchthefen) setzten. Diese Begegnung wurde zum Sprungbrett für eine intensive Experimentierphase, die drei Jahrgänge umfasste und das Fundament für die heutige Wildspontan-Kollektion bildete.

Der erste offizielle Jahrgang von 2015 war alles andere als ein stilles Debüt. Die Fachwelt honorierte das innovative Potenzial dieser Serie mit dem Preis für die "Innovativste deutsche Weinserie" beim Berliner Weinsalon, eine Auszeichnung, die Merkles Position im deutschen Naturwein-Movement nachdrücklich unterstrich. Hier zeigte sich, dass Spontangärung und reduzierte Schwefelung nicht nur französische Domänen waren, sondern auch in deutschen Terroirs authentische Ausdrucksformen finden konnten.

Die fünfte Generation steht heute vor der Aufgabe, bewährte Methoden mit zeitgemäßen Ansätzen zu verbinden. Diese Geschichte des Familienweinguts zeigt, wie generationsübergreifendes Handwerk und eine tiefe Verbundenheit zur Natur als Grundpfeiler für nachhaltigen Erfolg dienen. Weinbautradition wird hier nicht als starres Korsett verstanden, sondern als lebendiges System, das Raum für Entwicklung lässt, ohne die Wurzeln zu kappen.

Das Terroir des Merkle Weinguts - Grundlage für charaktervolle Wildspontan-Weine

Muschelkalk und Keuper prägen hier das Fundament. Diese geologischen Formationen, über Jahrmillionen entstanden, verleihen den 14 Hektar Rebfläche jene mineralische Struktur, die sich später als charakteristische Salzigkeit in den Wildspontan-Weinen wiederfindet. Zwischen 220 und 380 Metern Höhe erstrecken sich die Hanglagen, wo Kalkstein und Tonmergel den Reben sowohl Halt als auch jene spezifische mineralische Prägung geben, die das Terroir unverwechselbar macht.

Das Mikroklima profitiert von der schützenden Topografie. Mit durchschnittlich 1.850 Sonnenstunden pro Jahr entsteht jenes Spannungsfeld aus Wärmespeicherung und nächtlicher Abkühlung, das langsamere Reifung und konzentrierte Aromenbildung ermöglicht. Die natürliche Balance wird durch nachhaltige Bewirtschaftung verstärkt. Begrünung und historische Trockensteinmauern fördern die Biodiversität, dokumentiert durch über 45 Pflanzenarten, während sie gleichzeitig Wasserregulierung und Erosionsschutz gewährleisten.

Bemerkenswert bleibt der weitgehende Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel, was in deutschen Weinanbaugebieten mit ihren klimatischen Herausforderungen eine anspruchsvolle Leistung darstellt. Das Zusammenspiel aus Geologie und Mikroklima macht es möglich.

Mikroklima und Bodenbeschaffenheit im Weinberg Merkle

Verwitterter Muschelkalk und Gips bilden hier das Fundament, durchzogen von tonigen Zwischenschichten, die wie ein feingefügtes Archiv der Erdgeschichte wirken. Diese geologische Schichtung ermöglicht es den Reben bei Merkle, ihre Wurzeln bis in bemerkenswerte 15 Meter Tiefe zu treiben und dabei an mineralische Ressourcen zu gelangen, die den Wildspontan-Weinen ihre charakteristische Prägung verleihen. Jeder Schluck trägt diese tiefe Verwurzelung in sich.

Die Süd-Südost-Ausrichtung der Weinberge kombiniert mit einer durchschnittlichen Hangneigung von 28% schafft jenes Gleichgewicht, das für die Feingliedrigkeit der Weine entscheidend ist. Morgens und vormittags nutzen die Rebzeilen die optimale Sonneneinstrahlung voll aus, während die Hanglage sie vor der intensiven Mittagshitze schützt. Diese natürliche Balance zwischen Wärme und Schonung prägt den ausdrucksstarken Charakter der Wildspontan-Weine maßgeblich.

Den historischen Trockensteinmauern kommt dabei eine doppelte Funktion zu, die weit über ihre optische Wirkung hinausgeht. Tagsüber speichern sie die Sonnenwärme und geben sie nachts kontinuierlich ab (Wärmespeicherung), gleichzeitig regulieren sie durch ihre spezielle Bauweise den Wasserhaushalt der umgebenden Böden. Als Lebensraum für 27 dokumentierte Insektenarten schaffen diese kulturhistorischen Bauelemente zudem eine natürliche Schädlingsregulierung. So entsteht ein Mikroklima, das Tradition und biologische Vielfalt in einem durchdachten System vereint.

Die Wildspontan-Philosophie von Merkle - Minimaler Eingriff, maximaler Ausdruck

Wildspontan bedeutet bei Merkle eine radikale Reduktion auf das Wesentliche. Diese Philosophie wurzelt in der Überzeugung, dass authentische Weine dann entstehen, wenn der Winzer nicht lenkt, sondern lauscht. Die Spontanvergärung steht im Zentrum dieses Ansatzes, sie nutzt ausschließlich die Hefen, die natürlich auf den Traubenschalen leben, und bewahrt so die mikrobielle Identität jeder Parzelle. Dieser Weg hat Merkle internationale Beachtung eingebracht, nicht zuletzt durch Fachbeiträge im "Journal of Applied Microbiology", die zeigen, dass Reduktion durchaus Komplexität schaffen kann.

Parallel dazu läuft die Malo ab, jener biologische Säureabbau, der ohne Zugabe fremder Bakterienkulturen erfolgt. Was zunächst riskant klingen mag, erweist sich als Schlüssel zur Textur. Die natürlich vorhandenen Milchsäurebakterien verwandeln die scharfe Apfelsäure in weichere Milchsäure und schaffen jene vielschichtige Aromatik, die maschinell hergestellte Weine selten erreichen. Spontanvergärung und Malo bilden ein Duo, das die Komplexität der Weine nicht reduziert, sondern verfeinert.

Konsequent zeigt sich diese Philosophie auch in der Schwefelreduktion. Während gesetzliche Grenzwerte bei 150 bis 200 mg/l liegen, bewegen sich Merkles Weine bei 35 bis 50 mg/l Gesamtschwefel. Diese Zurückhaltung erfordert präzise Kellerhygiene und perfekte Traubenqualität, belohnt aber mit einer Authentizität, die jede Flasche zu einem individuellen Ausdruck ihrer Herkunft macht. Minimale Intervention wird hier nicht zur Philosophie um ihrer selbst willen, sondern zum Werkzeug für maximalen Charakter.

Spontanvergärung als Schlüsselelement der Merkle Weinbereitung

Die Gärung läuft bei Merkle nach einem anderen Rhythmus ab. Während konventionelle Kellereien mit Reinzuchthefen in zwei bis drei Wochen zum Ziel kommen, dauert hier die Spontanvergärung drei bis sechs Monate. Diese langsame Vergärung wird von bis zu fünfzehn verschiedenen Hefearten getragen, die in natürlicher Sukzession (zeitliche Abfolge) miteinander arbeiten. Jährliche Analysen der Hefestämme bestätigen eine außergewöhnlich vielfältige Population aus Saccharomyces und Non-Saccharomyces-Hefen, die direkt aus der biodynamischen Wirtschaftsweise der Weinberge stammt.

Diese Hefesukzession erzeugt eine Aromenvielfalt, die mit kommerziellen Reinzuchthefen nicht erreichbar wäre. Jede Hefeart bringt ihre eigenen Enzyme und Stoffwechselprodukte mit, was die Komplexität der Weine schichtenweise aufbaut. Die verlängerte Gärungsdauer trägt zudem zur natürlichen Stabilisierung bei und verankert die aromatischen Komponenten tief in der Weinstruktur. Es gibt einen verbreiteten Mythos, Spontanvergärungen führten regelmäßig zu unkalkulierbaren Ergebnissen. Heute zeigt sich bei Merkle eine Erfolgsquote von über 95 Prozent, basierend auf konsequenter Hygiene und präziser Temperaturführung.

Das komplexe Hefeökosystem gedeiht durch den Verzicht auf chemische Eingriffe und wird durch die biodynamische Bewirtschaftung gefördert. So entsteht eine Umgebung, in der natürliche Prozesse authentische Terroir-Ausdrücke hervorbringen können. Die integrale Biodiversität prägt dabei nicht nur den Charakter der Weine, sondern bewahrt auch die Eigenständigkeit des Standorts.

Handwerkliche Weinbereitung bei Merkle – Von der Traube zum Wildspontan

Wenn die Herbstsonne über die Reben wandert und die Trauben ihre optimale Reife erreichen, beginnt bei Merkle eine behutsame Choreografie. Die Handlese erfolgt ausschließlich von Hand, Traube für Traube wird selektiert. Kleine Körbe mit maximal 15 Kilogramm verhindern, dass das kostbare Lesegut unter seinem eigenen Gewicht leidet. Diese Sorgfalt ist kein romantisches Ritual, sondern pure Notwendigkeit für das, was später im Keller geschehen soll.

Im Weingut angekommen, folgt die schonende Verarbeitung zwei unterschiedlichen Pfaden. Weißweintrauben durchlaufen eine Maischestandzeit von vier bis acht Stunden (der kontrollierte Kontakt zwischen Saft und Schalen), bevor die sanfte Ganztraubenpressung beginnt, ein Prozess, der sich über mehrere Stunden hinzieht. Rotweintrauben hingegen vergären in offenen Behältern, wo die natürliche Malo (biologischer Säureabbau) spontan einsetzt und den Weinen jene Tiefe verleiht, die Merkles Rotweine auszeichnet.

Der Ausbau geschieht je nach Rebsorte und Jahrgang in großen Holzfässern oder Betoneiern. Hier liegt Geduld als Prinzip zugrunde. Die Weine reifen monatelang auf der Hefe, gewinnen dadurch an Struktur und Komplexität. Bei der Abfüllung verzichtet man bewusst auf Filtration, um die natürliche Textur zu bewahren. So entstehen jene charaktervollen Weine, die die Wildspontan-Kollektion prägen und ihr unverfälschtes Terroir widerspiegeln.

Jeder Arbeitsschritt folgt dem Prinzip minimaler Intervention. Was hier entsteht, trägt die Handschrift des Winzers und zugleich die Eigenart des Bodens. Präzision und Zurückhaltung gehen Hand in Hand.