Le Contesse - Tradition und Handwerk aus dem Herzen Venetiens
Dort, wo die Voralpen ihre letzten Ausläufer in die Poebene senden und das Licht wie durch ein Prisma gebrochen wird, liegt Le Contesse. Das italienische Weingut erstreckt sich über die sanften Hügel des Veneto, einer Region, in der mediterrane Wärme und alpine Frische seit Jahrhunderten um die Vorherrschaft ringen. Drei Generationen haben hier ihre Handschrift hinterlassen, jede mit der stillen Gewissheit, dass große Weine Zeit brauchen und Respekt vor dem Terroir.
Auf 200 Hektar zwischen 100 und 400 Metern Höhenlage entstehen Mikroklimata (kleinräumige Klimavariationen), die jedem Hang seine eigene Persönlichkeit verleihen. Diese natürliche Diversität bildet das Fundament einer Weinherstellung, die vom weltberühmten Prosecco bis hin zu charaktervollen Stillweinen reicht. Der Familienbetrieb versteht es, bewährte Handwerksmethoden mit moderner Präzision zu verbinden und dabei jene Authentizität zu bewahren, die das Veneto seit jeher auszeichnet. Weine entstehen hier nicht, sie reifen heran.
Die Geschichte des Weinguts Le Contesse
Wenn Leidenschaft zu Profession wird, entstehen oft die interessantesten Geschichten. So auch bei der Familie Bonotto, die Anfang der 1970er Jahre ihre generationenübergreifende Verbindung zum Weinbau in ein strukturiertes Unternehmen verwandelte und damit den Grundstein für Le Contesse legte. Der poetische Name selbst erzählt von venezianischen Gräfinnen vergangener Jahrhunderte, die diese Ländereien bewohnten und für ihren raffinierten Geschmack sowie ihre tiefe Verbundenheit zum Wein gerühmt wurden.
Die Entwicklung des Weinguts verlief parallel zum spektakulären Aufstieg des Prosecco auf dem Weltmarkt, wodurch Le Contesse zu einem bedeutenden Prosecco-Produzent heranwuchs. Heute verlassen etwa 1,5 Millionen Flaschen jährlich die Kellerei, wobei beeindruckende 70 Prozent der Produktion in über 50 Länder exportiert werden und damit zur italienischen Weingeschichte beitragen.
Es gibt den Mythos, Prosecco bestehe ausschließlich aus der Glera-Traube. Heute weiß man dank präziser DOC-Weinproduktion-Vorschriften: In der kontrollierten Herkunftsbezeichnung dürfen bis zu 15 Prozent andere nicht-aromatische weiße Rebsorten beigemischt werden, was zusätzliche Komplexität in Struktur und Aromaprofil ermöglicht.
Terroir und Klima - Die Grundlage für Le Contesse Weine
Unter den Fingern krümelt er wie alter Mörtel, dieser kalkhaltige Lehmboden der Le Contesse-Weinberge, der Regen wie einen Filter durchlässt und den Reben jene markante Mineralität schenkt, die jeden Schluck durchzieht. Die geologische Geschichte dieser Böden liest sich wie ein Archiv aus Gletschern und Flussläufen, ein komplexes Mosaik, das über Jahrtausende von bewegten Wassermassen geformt wurde und heute der Grund für die charakteristische Frische im Prosecco-Terroir ist.
Das Mikroklima entsteht durch ein präzises Zusammenspiel zwischen den nahen Dolomiten und der Adria, die gemeinsam für jene Diurnalität sorgen (Tag-Nacht-Temperaturschwankungen von 12-15°C), ohne die Prosecco undenkbar wäre. Diese thermischen Kontraste verlangsamen die Traubenreife, bewahren die entscheidende Säurestruktur und formen jene lebendige Spannung, die jeden Tropfen von Le Contesse auszeichnet.
In der Übergangszone zwischen Voralpen und venezianischer Ebene gelegen, profitieren die Le Contesse-Weinberge von einem Veneto Mikroklima, das mit etwa 1000-1200 mm Jahresniederschlag und einer idealen Vegetationsperiode von April bis Oktober optimale Bedingungen für komplexe, mineralisch geprägte Weine schafft. Hier verbinden sich charaktervolle Kalkböden mit einem Klima, das Geduld belohnt und Präzision fordert.
Die besonderen Böden des Veneto
Was die letzten Gletscher der Würm-Eiszeit hier hinterlassen haben, bildet heute das Fundament für Le Contesse. Morenenschutt aus alpinen Gesteinen, von Eismassen über Jahrtausende zerrieben und abgelagert, schafft jene mineralienreiche Matrix, die Wasserhaushalt und Nährstoffverfügbarkeit in perfekte Balance bringt. Für die Glera-Rebsorte, die Struktur und Frische gleichermaßen benötigt, sind diese glazialen Ablagerungen wie ein maßgeschneidertes Bett.
Steigt man in die Hanglagen auf 300 bis 400 Meter, wandelt sich das Bodenprofil. Hier dominiert Mergel, jenes kalkhaltige Sedimentgestein, das durch Verwitterung karge, steinige Böden entstehen lässt. Der scheinbare Nachteil wird zum Vorteil. Die Reben müssen ihre Wurzeln tief ins Gestein treiben, erschließen sich Mineralienquellen aus der Tiefe und entwickeln jene charakteristische Spannung, die Prosecco von Le Contesse so unverwechselbar macht.
Die Südhänge vollenden das Terroir-Puzzle. Morgensonne wärmt die Trauben behutsam, während die Mittagsglut durch die natürliche Hangneigung gemildert wird. Diese Choreografie aus Licht und Schatten ermöglicht es der Glera, Zucker aufzubauen, ohne dass die belebende Säure verloren geht. Ein Gleichgewicht, das sich später im Glas als jene harmonische Spannung zeigt, die echten Prosecco auszeichnet.
Mikroklima und dessen Einfluss auf die Rebsorten
Gegensätze, die sich ergänzen: Das Veneto hier oben lebt von einem Spannungsfeld, das anderswo undenkbar wäre. Kühle alpine Fallwinde treffen auf die warme Brise der Adria, ein Mikroklima entsteht, das besonders der Glera zugutekommt. Diese Bergwinde sorgen für natürliche Durchlüftung der Rebanlagen und reduzieren das Pilzrisiko erheblich, während sie gleichzeitig eine gesunde, gleichmäßige Traubenreife fördern.
Die moderate Luftfeuchtigkeit von 65 bis 75 Prozent während der Wachstumsperiode wird zum entscheidenden Faktor: Sie begünstigt eine langsame Phenolreifung (die Entwicklung von Farb- und Gerbstoffen), bewahrt aber die natürliche Säurestruktur der Trauben. Das ist der Schlüssel für die Qualität der Prosecco-Grundweine. Neben der Glera profitieren auch Pinot Grigio, Chardonnay und Merlot von diesen lokalen Bedingungen, jede Sorte findet hier ihre eigene klimatische Nische.
Der Klimawandel verlangt neue Strategien. Seit den 1980er Jahren sind die Temperaturen um 1,2 Grad gestiegen, was Le Contesse dazu bewogen hat, verstärkt auf höher gelegene Parzellen zu setzen. Laubarbeiten und Erntezeitpunkt werden sorgfältig angepasst, um die charakteristische Frische der Weine zu erhalten. Adaptation statt Resignation.
Die Weinphilosophie von Le Contesse
Im Weingut dreht sich alles um einen zentralen Gedanken: Das Terroir führt, die Technik folgt. Le Contesse bewirtschaftet seine Parzellen nach integrierten Prinzipien, wobei chemische Eingriffe nur im Notfall zum Einsatz kommen. Stattdessen setzt man auf Nützlinge und präventive Maßnahmen, die das natürliche Gleichgewicht der Weinberge stärken. Biodiversität ist hier kein Modewort, sondern alltägliche Praxis.
Bei der Ernte wird Präzision großgeschrieben. Die Handlese dominiert, besonders in den steilen Lagen und für die Premium-Linien, wo jede Traube einzeln beurteilt wird. Für den Prosecco beginnt der Tag früh: In den kühlen Morgenstunden werden die Glera-Trauben gelesen, um Oxidation zu verhindern und die feinen, primären Aromen zu bewahren. Was simpel klingt, erfordert perfektes Timing.
In der Kellerwirtschaft zeigt sich die schonende Vinifikation besonders deutlich. Die Grundweine für die Prosecco-Herstellung reifen ausschließlich in Edelstahltanks bei konstant niedrigen Temperaturen von 16 bis 18 Grad. Diese Kühle konserviert die Primärfrucht und hält die Weine lebendig. Der Malo (biologischer Säureabbau) wird bewusst unterbunden, damit die charakteristische Säurestruktur venetischer Schaumweine erhalten bleibt. Hier zeigt sich, was Handwerk bedeutet: Wissen, wann man eingreift und wann man die Natur walten lässt.
Traditionelle Handwerkskunst mit modernen Einflüssen
Technische Präzision und handwerkliche Intuition gehen bei Le Contesse eine symbiotische Verbindung ein. Die Charmat-Methode bildet das Herzstück der Prosecco-Produktion, bei der die zweite Gärung in großen, temperaturkontrollierten Drucktanks erfolgt. Diese Tankgärung bewahrt gezielt die primärfruchtigen Charakteristika der Glera-Traube (grüner Apfel, Birne, weiße Blüten), während traditionelle Flaschengärung diese zarten Nuancen überlagern würde.
Die pneumatischen Pressen arbeiten mit einer Sanftheit, die nur qualitativ hochwertigsten Most ohne unerwünschte Phenole gewinnt. Bei den Premium-Cuvées verwendet Le Contesse ausschließlich Vorlaufmost (Mosto fiore), der allein durch das Eigengewicht der Trauben abfließt, ohne jeglichen mechanischen Druck. Diese Selektion spiegelt sich unmittelbar in der Reinheit und Eleganz der Weine wider.
Während das Gesetz für Prosecco DOC lediglich 30 Tage Mindesthefe-Ruhezeit vorsieht, verlängert Le Contesse diese sur lie-Lagerung bei Premium-Cuvées auf bis zu 90 Tage. Diese extended sur lie-Methode entwickelt komplexere Aromatik, cremiges Mundgefühl und jene feine, langanhaltende Perlage, die den Unterschied zwischen gutem und außergewöhnlichem Prosecco ausmacht.