Weingut Torrevento
Dort, wo auf dem windgepeitschten Murgia-Plateau das Licht Apuliens die kargen Kalkböden erhitzt, liegt Torrevento. Die Mauern des ehemaligen Benediktinerklosters erzählen von einer tiefen Ruhe, doch hinter ihnen pulsiert das Herz eines der modernsten Weingüter Süditaliens. Hier, wo einst Gebete den Rhythmus bestimmten, verschmilzt heute klösterliche Stille mit kühner Innovation zu einer unverwechselbaren Signatur. Die Familie Liantonio verfolgt dabei eine klare Philosophie: Das kraftvolle Terroir von Castel del Monte soll nicht überwältigen, sondern mit Präzision und Klarheit interpretiert werden. Ein Drahtseilakt, der Weine von beeindruckender Struktur und Finesse hervorbringt.
Torrevento - Tradition und Terroir im Herzen Apuliens
Zwischen Olivenhainen und Kalkstein, wo die Straßen von Corato in die Weite des Murgia-Plateaus führen, liegt Torrevento. Die Mauern des ehemaligen Benediktinerklosters aus dem 18. Jahrhundert erzählen noch heute von einer Zeit, als hier Gebete statt Weinlese den Rhythmus bestimmten. Seit Francesco Liantonio 1948 diese sakralen Räume zu einem Weingut wandelte, verbindet sich hier klösterliche Ruhe mit modernem Weinbau zu einer unverwechselbaren Signatur.
Über 500 Hektar erstrecken sich die Rebflächen dieses bedeutenden apulischen Produzenten, größtenteils im renommierten Gebiet Castel del Monte gelegen. Diese Region erhielt bereits 1971 den DOC-Status und wurde 2011 zur höchsten italienischen Qualitätsstufe DOCG-Status (Denominazione di Origine Controllata e Garantita, die strengste Herkunftsbezeichnung Italiens) erhoben. Eine Auszeichnung, die nur wenigen Gebieten vorbehalten bleibt und Torrventos Stellung unter den Spitzenproduzenten der Region unterstreicht.
Das mediterrane Klima mit seinen heißen Sommern und die kalkhaltigen Böden des Murgia-Plateaus schaffen ideale Bedingungen für die autochthonen Rebsorten der Region. Nero di Troia, Primitivo und Aglianico finden hier ihre natürliche Heimat, geprägt von intensiver Sonneneinstrahlung und kühlen Nächten. In dritter Generation führt die Familie Liantonio dieses Erbe weiter und hat Torrevento zu einem Botschafter apulischer Weinkultur entwickelt, dessen Erzeugnisse heute in über 30 Länder exportiert werden.
Die Geschichte des Weinguts Torrevento
Der Name verrät bereits alles: Torrevento, der Turm im Wind. Auf dem windgepeitschten Murgia-Plateau erhebt sich seit 1948 jenes ehemalige Benediktinerkloster, das Francesco Liantonio damals bei Corato erwarb und zum Herzstück seines visionären Weinprojekts machte. Die konstanten Winde, die über die exponierte Lage streichen, schufen nicht nur den charakteristischen Namen dieses Klosterweinguts, sondern auch jenes besondere Mikroklima, das heute die Stilistik der Weine prägt.
Unter Francesco Liantonio Junior erlebte das Familienweingut in den 1990er Jahren einen entscheidenden Qualitätssprung durch moderne Kellertechnik. Diese Modernisierung katapultierte Torrevento in die erste Liga der italienischen Weingüter und etablierte es als wichtigen Botschafter der süditalienischen Weinkultur. Es herrscht ein Mythos, dass moderne Technologie den ursprünglichen Charakter apulischer Weine verfälscht. Heute zeigt das Beispiel Torrevento: Gerade die durchdachte Synthese aus überlieferter Weintradition und innovativer Kellertechnik kann die Qualität exponentiell steigern.
Das historische Klostergebäude mit seinen charakteristischen Gewölbekellerräumen dient heute sowohl als hochmoderne Produktionsstätte als auch als magnetischer Anziehungspunkt für Weintouristen, die bei den Führungen die Philosophie des Hauses hautnah erleben. Die Familie Liantonio schuf damit ein Weingut, das die Essenz apulischer Weinbaukunst verkörpert und heute zu den prägendsten Kellereien Süditaliens zählt.
Terroir und Klima - Apuliens einzigartige Weinbaubedingungen
Steinernes Murgia-Karstplateau soweit das Auge reicht. Zwischen 400 und 500 Metern Höhenlage erstrecken sich Torreventos Weinberge über jene charakteristische Kalklandschaft, die Apulien prägt wie kaum eine andere Formation. Hier, wo das Gestein porös und durchlässig ist, zwingen kalkhaltige Böden die Rebwurzeln zu tieferer Verankerung und formen jene Mineralität, die später im Glas spürbar wird.
Das Mikroklima dieser exponierten Lage bringt trotz südlicher Breite beachtliche Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht mit sich. Ein natürlicher Mechanismus, der Aromaintensität und Säurestruktur der Trauben stärkt, während über 3.000 Sonnenstunden jährlich für perfekte Reifebedingungen sorgen. Mit lediglich 400 bis 500 Millimetern Niederschlag herrscht jene mediterrane Trockenheit, die präzises Wassermanagement zur Kunst macht.
Entscheidend formt sich das Terroir durch zwei Winde: Der kühle Tramontana aus dem Norden und der warme Scirocco aus dem Süden schaffen nicht nur natürliche Belüftung der Rebstöcke, sondern schützen sie effektiv vor Pilzkrankheiten. Ein Vorteil, der den biologischen Weinbau begünstigt und chemische Eingriffe auf ein Minimum reduziert. Der Kalksteinboden mit seinem hohen Mineralgehalt komplettiert dieses Zusammenspiel der Elemente.
Der kalkhaltige Boden von Castel del Monte
Wer die terre bianche zwischen den Fingern zerreibt, spürt Geschichte. Diese weißen Böden entstanden vor hundert Millionen Jahren, als sich Meeressedimente Schicht für Schicht ablagerten und dem Untergrund von Castel del Monte jene komplexe Bodenschichtung verliehen, die heute den Charakter der Torrevento-Weine prägt. Kalk dominiert hier, aber nicht monoton.
Diese hellen Oberflächen arbeiten wie ein natürliches Klimasystem: Sie reflektieren das intensive apulische Sonnenlicht zurück zu den Reben, speichern gleichzeitig die Tageshitze und geben sie nachts kontrolliert ab. Ein Mechanismus, der die phenolische Reife vorantreibt und jene charakteristische Mireralität entstehen lässt, die Torrevento-Weine unverwechselbar macht.
Nero di Troia gedeiht auf diesen Skelettböden (steinige Böden mit hohem Geröllanteil) besonders gut. Die ausgeprägte Drainage zwingt die Rebwurzeln in die Tiefe, wo sie intensiven Mineralienaustausch betreiben können. Das Ergebnis zeigt sich in Weinen wie dem "Vigna Pedale", dessen ausgewogene Tanninstruktur und präzise Säure direkter Ausdruck dieser geologischen Gegebenheiten sind. Die Qualitätsstandards der Castel del Monte DOC werden dabei streng vom Schutzkonsortium überwacht.
Mediterranes Klima als Schlüssel zur Weinqualität
Licht wird zum Verbündeten, wenn 300 Sonnentage im Jahr auf die Weinberge von Torrevento treffen. Diese Konstanz schafft optimale Bedingungen für die Traubenreife und einen natürlichen Zuckergehalt, der kraftvolle Weine mit harmonischem Alkoholgrad ermöglicht. Apulien gehört damit zu den sonnenreichsten Regionen Italiens.
Die Temperaturamplitude (Unterschied zwischen Tag- und Nachttemperatur) erreicht in den Höhenlagen des Murgia-Plateaus im Sommer bis zu 15°C. Diese natürliche Klimaanlage ist entscheidend für die Aromabildung und erhält die wichtige Säurestruktur in den Trauben. Das Ergebnis sind komplexere, frischere Weine mit lebendiger Spannung.
Torrevento nutzt die strategische Süd- und Südostausrichtung ihrer Weinberge gezielt aus. Morgen- und frühe Nachmittagssonne sorgen für optimale Photosynthese, während ein natürlicher Schutzschild vor der intensiven Nachmittagshitze bewahrt. Die traditionelle alberello-Rebenerziehung (kleine Rebenbüsche ohne Drahtrahmen) reduziert zusätzlich die Sonnenexposition der Trauben und bewahrt kostbare Bodenfeuchtigkeit. Diese jahrhundertealte Anpassung an das trockene Klima sichert einen ausgewogenen Wasserhaushalt der Reben.
Die Philosophie von Torrevento - Zwischen Tradition und Innovation
Bei Torrevento herrscht eine klare Haltung: Tradition respektieren, ohne dabei stillzustehen. Diese Balance durchzieht jeden Arbeitsschritt, vom Rebschnitt bis zur finalen Abfüllung. Die Familie Liantonio verbindet dabei apulisches Weinbauwissen aus Jahrhunderten mit modernen önologischen Erkenntnissen und schafft so Weine, die sowohl das authentische Terroir von Castel del Monte widerspiegeln als auch internationale Qualitätsstandards erfüllen - ein Drahtseilakt, der Mut und Präzision verlangt.
Konkret bedeutet dies millionenschwere Investitionen in modernste Kellertechnik: Temperaturkontrollierte Gärung (präzise Steuerung der Gärtemperatur für optimale Aromaextraktion) ermöglicht feinere Nuancen, während schonende pneumatische Pressen die Integrität der Trauben bewahren. Diese technologischen Neuerungen haben die Weinqualität spürbar gesteigert, ohne den charakteristischen Stil der Region zu verfälschen - eine Gratwanderung zwischen Fortschritt und Authentizität.
Nachhaltigkeit im Weinbau bildet heute das Fundament aller Entscheidungen: Seit 2010 erfolgte die schrittweise Umstellung von über 70 Prozent der Rebflächen auf biologische Bewirtschaftung. Eigene Solarenergie-Anlagen decken einen Großteil des betrieblichen Strombedarfs, während ausgeklügelte Wassermanagementsysteme die kostbaren Ressourcen Apuliens schonen. Das systematische Qualitätsmanagement mündet in international anerkannten Zertifizierungen wie ISO 14001 und EMAS, die Torreventos Vorreiterrolle im nachhaltigen süditalienischen Weinbau dokumentieren.
Die Weine von Torrevento: Aushängeschilder Apuliens
Vigna Pedale verkörpert, wofür Torrevento steht. Dieser Castel del Monte Riserva DOCG (geschützte Herkunftsbezeichnung mit Gütegarantie) aus reinem Nero di Troia zeigt dunkle Frucht, Lakritz und jene erdigen Noten, die das Murgia-Plateau prägen. Seine Struktur wirkt fest, aber nie hart. Zeit verwandelt ihn in einen Wein von beeindruckender Tiefe.
Beim Faneros Primitivo Salento IGT demonstriert das Weingut seinen Umgang mit der kraftvollen Primitivo-Rebe. Hier zeigt sich opulente Frucht in konzentrierter Form. Schwarze Kirschen, Brombeeren, dazu Schokoladennuancen, die nicht vom Holz, sondern von der Konzentration stammen. Der Wein besitzt Griff und Wärme, ohne träge zu werden.
Die Bolonero Castel del Monte DOC vereint Nero di Troia mit Aglianico zu einer Cuvée, die Zugänglichkeit mit Charakter verbindet. Hier findet sich das moderne Gesicht der Region. Weniger Komplexität als beim Vigna Pedale, dafür direkter Ausdruck und faire Preisgestaltung.
Dass Apulien mehr kann als kraftvolle Rotweine, belegen Pietraia aus Bombino Bianco und der Rosé Primarosa. Beide Weine zeigen Frische und Präzision. Eine solche Weinempfehlung macht deutlich, wie breit das Spektrum der Region heute aufgestellt ist. Von mineralisch-salzigen Weißweinen bis zu eleganten Rosés reicht die Bandbreite.