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Weingut

Pierre Gimonnet & Fils

Tauchen Sie ein in die Welt von Pierre Gimonnet & Fils, wo Terroir-zentrierte Champagnerkunst durch parzellige Vinifikation und nachhaltige Praktiken Blanc de Blancs von einzigartiger Klarheit und beeindruckender Reifefähigkeit schafft.

Tauchen Sie ein in die Welt von Pierre Gimonnet & Fils, wo Terroir-zentrierte Champagnerkunst durch parzellige Vinifikation und nachhaltige Praktiken Blanc de Blancs von einzigartiger Klarheit und beeindruckender Reifefähigkeit schafft.

Pierre Gimonnet & Fils in Cuis

Kreideadern ziehen sich durch die Weinberge von Cuis wie ein verborgenes Netz, das Licht und Wärme speichert und langsam wieder abgibt. Hier, im Herzen der Côte des Blancs, arbeitet Pierre Gimonnet & Fils seit 1935 mit jener Geduld, die nur über Generationen wächst. Vier Familiengenerationen haben eine Philosophie verfeinert, die den Terroir-Ausdruck über die Assemblage verschiedener Herkünfte stellt. Das bedeutet konkret: Statt Rebsorten zu mischen, lassen sie einzelne Parzellen sprechen.

Die 28 Hektar verteilen sich auf Grand Cru-Lagen in Chouilly, Cramant und Oger. Mit 8.000 Rebstöcken pro Hektar schaffen sie eine intensive Wurzelkonkurrenz, die zu hochkonzentrierten Trauben führt. Diese hohe Rebstockdichte zwingt jede Rebe, tiefer zu wurzeln und präziser zu arbeiten. Das Ergebnis sind Blanc de Blancs von ungewöhnlicher Klarheit und Spannung. Mir persönlich gefällt dieser Ansatz, weil er zeigt, dass wahre Eleganz nicht aus Kompromissen, sondern aus Konzentration entsteht.

Lage und geografische Besonderheiten von Cuis

Zwischen Épernay und Vertus erstrecken sich die Hänge von Cuis wie ein aufgeschlagenes Buch in der Landschaft. Die Rebzeilen ziehen sich zwischen 120 und 160 Metern Höhe über dem Meeresspiegel dahin, ihre Südostausrichtung fängt jeden Sonnenstrahl ein. Was hier besonders ist? Die Hanglage sorgt für natürliche Drainage, während darunter ein Schatz verborgen liegt: Belemnit-Kreide, fossile Ablagerungen aus längst vergangenen Zeiten, die zu 95 Prozent den Untergrund bilden.

Diese kreidige Substanz wirkt wie ein natürlicher Wasserspeicher und gibt den Reben genau das, was sie brauchen. Das Mikroklima (das besondere Kleinklima einer begrenzten Region) zeigt sich hier von seiner kontrastreichsten Seite: Kühle Nächte wechseln mit warmen Tagen, ein Spiel, das die Säurestruktur der Chardonnay-Trauben stabilisiert und ihre aromatische Tiefe verstärkt. Mit durchschnittlich 650 Millimetern Niederschlag im Jahr herrschen ideale Bedingungen.

Die Champagne mit ihrer berühmten Côte des Blancs prägt seit Jahrhunderten die Weinwelt durch genau solche kalkreichen Böden. Sie bieten perfekte Voraussetzungen für Pinot Noir, Pinot Meunier und vor allem Chardonnay. Das semi-kontinentale Klima der Region unterstützt durch seine mineralische Bodenstruktur die Herstellung von Schaumwein auf eindrucksvolle Weise. Ein faszinierendes Zusammenspiel, das zeigt, wie Geologie den Weinstil formt.

Terroir & Klima – Die Essenz der Côte des Blancs

Die Geologie schreibt hier das erste Kapitel jeder Flasche. Belemnit-Kreide (fossile Tintenfischgehäuse aus der Jurazeit) durchzieht die Hänge von Cuis bis Cramant und schafft jenen mineralischen Fingerprint, der Pierre Gimonnet Champagner ihre unverwechselbare Salzigkeit verleiht. Diese porösen, kalkhaltigen Böden speichern Feuchtigkeit in trockenen Phasen, drainage­ren aber schnell nach Regen und schaffen so optimale Voraussetzungen für die präzise Aromaentwicklung der Kreideböden Champagne.

Das Klima vollzieht einen Drahtseilakt zwischen Wärme und Frische. Continental geprägt, aber durch atlantische Einflüsse gemildert, liefert die Region rund 1.650 Sonnenstunden pro Jahr und ermöglicht dem Chardonnay Terroir jene gleichmäßige Reifung, die komplexe Aromenspektren hervorbringt. Moderate Niederschläge und kühle Nächte bewahren die natürliche Säurespannung, während warme Tage die phenolische Reife vorantreiben.

Entscheidend ist der hohe pH-Wert der Böden zwischen 7,8 und 8,2, der die natürliche Säure stabilisiert und während der Flaschengärung komplexe Mineralstoffverbindungen entstehen lässt. Diese Bodengeologie Côte des Blancs verstärkt nicht nur die strukturelle Prägnanz der Weine, sondern unterstützt auch die Malo (biologischer Säureabbau), wodurch die charakteristische Cremigkeit in der Textur entsteht.

Die Premiumlagen in Chouilly und Cramant profitieren von Hangneigungen zwischen 15 und 25 Prozent, die maximale Lichtausbeute garantieren und die Konzentration der Aromastoffe intensivieren. Diese Exposition potenziert die sensorische Dichte und verleiht den Weinen jene Charakterstärke, die Pierre Gimonnet & Fils zu einem Referenzpunkt der Côte des Blancs macht.

Parzellengenaue Weinbergsarbeit und Rebenerziehung

Jede Parzelle erzählt ihre eigene Geschichte bei Pierre Gimonnet & Fils, wo seit 2010 reduzierte Herbizidgaben und gezielte Begrünung zwischen den Rebzeilen praktiziert werden. Die Reben stehen im traditionellen Chablis-System mit 1,50 Meter Reihenabstand, eine Anordnung, die optimale Belüftung garantiert und Pilzkrankheiten fernhält. Nachhaltige Bewirtschaftung bedeutet hier nicht nur Umweltschonung, sondern auch Qualitätsgewinn durch bewusste Reduktion.

Mitte bis Ende September beginnt die Handlese, bei der jede Traube behutsam in 50-Kilogramm-Bütten zum Presshaus wandert. Der Transport erfolgt schnell und schonend, um Oxidation zu verhindern. Mit einem bewusst limitierten Ertrag von 10.000 bis 11.000 Kilogramm je Hektar liegt das Gut deutlich unter den gesetzlichen Höchstgrenzen. Diese Selbstbeschränkung zahlt sich in konzentrierter aromatischer Finesse aus.

Im Keller kommen ausschließlich hauseigene Hefestämme zum Einsatz, während die Bâtonnage (das gezielte Aufwirbeln des Hefesatzes) nur bei bestimmten Cuvées angewendet wird. Es gibt den Mythos, malolaktische Gärung würde automatisch die Frische mindern. Heute weiß man dank präziser Temperaturkontrolle und Timing, dass sie bei Pierre Gimonnet gezielt eingesetzt wird, um die charakteristische Eleganz der Blanc de Blancs zu bewahren, ohne deren rassige Struktur zu kompromittieren.

Philosophie & Handwerk – Vier Generationen Blanc de Blancs-Expertise

Didier und Olivier Gimonnet führen heute fort, was 1935 begann: eine kompromisslose Hingabe zum Chardonnay. Vier Generationen haben ihre Methoden verfeinert, getrieben von der Überzeugung, dass terroir-driven Produktion der einzige Weg zu wahrhaftigen Champagnern ist. Jede Generation brachte ihre eigenen Erkenntnisse ein, doch das Fundament blieb unverändert: die kalkreichen Böden der Côte des Blancs sprechen zu lassen, nicht sie zu übertönen.

Heute arbeitet Pierre Gimonnet & Fils nach den Prinzipien der lutte raisonnée (überlegter Pflanzenschutz), einem Ansatz, der chemische Eingriffe auf das Minimum reduziert. Das Ergebnis: 40 Prozent weniger Kupfer und Schwefel, ohne Kompromisse bei der Qualität. Diese Balance zwischen Respekt vor der Natur und präziser Kontrolle zeigt sich in jeder Flasche.

Es gibt einen Mythos, reine Blanc de Blancs seien weniger lagerfähig als Assemblages. Heute weiß man dank moderner Kellertechnik und präziser Säurebalance: Das Gegenteil ist der Fall. Chardonnay entwickelt durch kontrollierte Autolyse (Hefeselbstauflösung) über Jahrzehnte eine Komplexität, die bei Cuvées kaum zu erreichen ist.

In den historischen Kreidekellern herrschen konstante 12°C, ideal für die zweite Gärung der Méthode Traditionnelle (klassische Flaschengärung). Das Rütteln geschieht teilweise noch von Hand, das Degorgieren à la volée (spontanes Entfernen der Hefe) garantiert Reinheit ohne Kompromisse. Jeder Schritt folgt einem System, das Präzision mit Respekt vor der Zeit verbindet.

Kellertechnik und Flaschengärung bei Pierre Gimonnet

In den Kellern von Pierre Gimonnet & Fils herrscht kontrollierte Präzision. Die pneumatische Pressung erfolgt in traditionellen Coquard-Pressen, jenen massiven Konstruktionen aus Stahl und Holz, die seit Generationen das Fundament qualitätsorientierten Champagner-Handwerks bilden. Aus 160 Kilogramm Trauben werden maximal 102 Liter Most gewonnen, wobei ausschließlich die "Cuvée" (die ersten 82 Liter der reinsten Pressfraktion) für die hochwertigen Champagner verwendet wird. Diese Zurückhaltung verhindert überextraktive Bitterkeit und bewahrt die kristalline Reinheit des Chardonnays.

Während die Grundweine bei konstanten 18°C in temperaturkontrollierten Edelstahltanks gären, bewahren die besten Parzellen ihre individuelle Handschrift durch separate Vinifikation. Ausgewählte Cuvées reifen teilweise in gebrauchten Barriquefässern, wodurch eine zusätzliche Texturebene entsteht. Subtile Komplexität, keine dominanten Holznoten. Der "Tirage" (Flaschenabfüllung zur zweiten Gärung) erfolgt zwischen März und Juni, wenn eine exakt dosierte Hefe-Zucker-Mischung den Grundstein für die lange Sur-lie-Reifung legt.

Die Reifung "sur lie" (auf der Hefe) dauert mindestens 15 Monate für Non-Vintage-Champagner, bis zu sieben Jahre für Jahrgangsweine. Diese Zeit formt Tiefe und jene charakteristische Hefe-Feinheit, die Pierre Gimonnet auszeichnet. Entscheidend bleibt die "Dosage" (finale Zuckerzugabe vor dem Verkorken), die den Stil prägt. Im Brut-Bereich liegt sie bei 6 bis 9 Gramm pro Liter, um die natürliche Mineralität zu betonen. Extra Brut-Versionen werden auf maximal 3 Gramm reduziert. So bleibt die Signatur der Côte des Blancs unverfälscht und entwickelt kristalline Frische.

Stilistik & Sensorik – Die Handschrift der Côte des Blancs

Was Pierre Gimonnet & Fils auszeichnet, lässt sich in drei Worten zusammenfassen: Präzision, Mineralität, Spannung. Die Champagner zeigen jene charakteristische Côte des Blancs Mineralität, die aus dem kreidereichen Untergrund der Region stammt. Ihre Säurestruktur wirkt lebendig und straff, die Perlage (Feinheit der Kohlensäure-Bläschen) entsteht durch lange Flaschengärung und präsentiert sich von außergewöhnlicher Feinkörnigkeit. Am Gaumen dominiert eine kühle, fast salzige Mineralität, die an zerriebene Muschelschalen erinnert und dem typischen Blanc de Blancs-Profil entspricht.

Der "Cuis Premier Cru" verkörpert diese Stilistik exemplarisch: Noten von grünem Apfel und Zitronenverbene verbinden sich mit einer präzisen, fokussierten Textur. Ungeröstete Mandeln und ein Hauch nasser Kreide unterstreichen die reduktive Vinifikation (Ausbau unter Sauerstoffabschluss), die Pierre Gimonnet & Fils bevorzugt. In der Extra Brut-Version tritt die mineralische Komponente noch deutlicher hervor, da der reduzierte Zuckergehalt die kristalline Klarheit verstärkt. Diese Weine sind eher schlank und spannungsgeladen als opulent, ihre Stärke liegt in der Geradlinigkeit.

Jahrgangschampagner entwickeln nach acht bis zehn Jahren Reife komplexere Tertiäraromen. Brioche und geröstete Haselnüsse entstehen durch die lange Hefelagerung (Sur-Lie-Ausbau), während die Malo (biologischer Säureabbau) dem Wein eine samtigere Textur verleiht. Dennoch bleibt die mineralische Grundspannung erhalten, jenes charakteristische Rückgrat, das Pierre Gimonnet & Fils von anderen Produzenten unterscheidet. Die cremige Fülle entsteht nicht durch Opulenz, sondern durch Zeit und handwerkliche Präzision.

Lagerfähigkeit und Entwicklungspotential

Zeit ist hier kein Feind, sondern Verbündeter. Die Jahrgangschampagner von Pierre Gimonnet & Fils sind kleine Zeitmaschinen, die ihre wahre Größe erst nach fünf bis acht Jahren Flaschenreife offenbaren. Ihre natürliche Säurespannung wirkt wie ein Schutzschild und verleiht Spitzenjahrgängen ein beeindruckendes Reifepotential von 15 bis 20 Jahren, manchmal sogar darüber hinaus. Die Entwicklung folgt einem klaren Rhythmus. Anfangs zeigen sie sich fruchtig-mineralisch, kühl und gradlinig. Nach drei bis fünf Jahren beginnt die erste Verwandlung mit zarten nussigen Noten, die sich langsam durch das Geschmacksbild weben. Ab dem achten Jahr dominieren die reifen Signaturen von Brioche, Honig und kandierten Früchten, während die ursprüngliche Frische als Grundton erhalten bleibt. Selbst nach Jahrzehnten bleibt die Perlage bemerkenswert fein und persistent. Die Schatzkammer für diese langsame Entfaltung sind optimale Lagerbedingungen. Eine konstante Temperatur zwischen zehn und zwölf Grad, hohe Luftfeuchtigkeit um 70 Prozent, absolute Dunkelheit und erschütterungsfreie Lagerung in liegender Position schaffen den Rahmen für diese würdevolle Entwicklung in der Flasche.