Masca del Tacco
Dort, wo die Murge-Hochebene südöstlich von Taranto sanft zur Küste abfällt, liegt das Weingut Masca del Tacco. Die Landschaft ist geprägt von roter Erde, Kalkstein und der traditionellen Alberello-Erziehung – jener alten Buschform, die Reben vor dem Südwind schützt und Aromen konzentriert. In diese jahrhundertealte Kulisse brachte die Familie Tinazzi aus Venetien Anfang der 2000er Jahre eine neue Vision: Sie verbanden venezianische Präzision mit der substanziellen Kraft Apuliens. Anstatt alles neu zu machen, belebten sie brachliegende Parzellen und gaben alten Rebstöcken eine Zukunft. Das Resultat ist ein Betrieb, der Tradition als Fundament begreift, nicht als Museum, und der Weine schafft, die das intensive Licht des Südens in strukturierte Eleganz übersetzen.
Masca del Tacco – Eine Weinreise ins Herz Apuliens
Südöstlich von Taranto, wo die Murge-Hochebene sanft zur Küste abfällt, erstrecken sich die Weinberge von Masca del Tacco über kalkhaltige Böden und rötliche Erdschichten. Das Weingut liegt strategisch zwischen den Provinzen Taranto und Brindisi, in einer Zone, die seit Jahrhunderten von der Alberello-Erziehung geprägt ist. Diese traditionelle Buschform (niedrig gehaltene, freistehende Reben ohne Drahtgerüst) schützt die Trauben vor den intensiven Südwinden und konzentriert die Aromen im mediterranen Klima.
In den frühen 2000er Jahren übernahm die Familie Tinazzi aus Venetien diese teilweise brachliegenden Parzellen und belebte sie mit respektvollem Pragmatismus neu. Ihre Philosophie verbindet venezianische Präzision mit apulischer Substanz. Alte Rebstöcke wurden erhalten, neue Parzellen behutsam erschlossen. Das Resultat ist ein Betrieb, der Tradition als Fundament begreift, nicht als Museum.
Heute bewirtschaftet Masca del Tacco rund 70 Hektar, verteilt auf verschiedene Mikrolagen zwischen Meer und Hinterland. Die Nähe zur Adria bringt salzige Brisen und kühlende Nachttemperaturen, während die kontinentalen Einflüsse für Struktur und Konzentration sorgen. Primitivo und Negroamaro finden hier ideale Bedingungen, ebenso wie andere autochthone Sorten, die in Apulien ihre charakteristischste Ausprägung entwickeln.
Die Magie des apulischen Lichts und die Seele des Weinguts
In der südöstlichen Spitze Apuliens, wo das Mittelmeerklima auf Kalksteinböden trifft, prägt intensive Sonneneinstrahlung sowohl Landschaft als auch Weincharakter von Masca del Tacco. Die weißen Häuser der Region reflektieren diese Lichtintensität ebenso wie die roten Eisenoxid-Böden sie absorbieren. Diese klimatische Konstante übersetzt sich direkt in die Konzentration der Weine: hohe UV-Strahlung fördert die Phenolreife, während die Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht für Säureerhalt sorgen.
Der Name selbst erzählt apulische Traditionen. "Masca" verweist auf lokale Legenden um weise Frauen, während "Tacco" geografisch präzise den Absatz des italienischen Stiefels bezeichnet. Die Weinberglage erstreckt sich durch wellige Topografie, eingebettet zwischen jahrhundertealten Olivenhainen. Thymian, Rosmarin und wilder Oregano wachsen zwischen den Reben und schaffen jene aromatische Grundierung, die später als Kräuternote in den Weinen wiederkehrt. Terroir als lebendiges System.
Das Terroir und Klima von Masca del Tacco
Rote Erde zwischen den Fingern, warm auch nach Sonnenuntergang. Die Terra Rossa (eisenhaltiger Lehmboden auf Kalkstein) prägt hier jede Parzelle und wirkt wie ein natürlicher Wärmespeicher, der tagsüber Energie sammelt und sie nachts kontinuierlich an die Rebstöcke abgibt. Diese mediterrane Böden schaffen durch ihre Eisenoxid-Anteile und die darunter liegende Kalkstein-Basis jene Temperaturregulation, die der aromatischen Komplexität der Trauben zugutekommt.
Zwischen 80 und 150 Metern über dem Meeresspiegel erstrecken sich die Weinberge durch sanfte Hügellagen, deren Nähe zu beiden Meeren Apuliens ein besonderes Mikroklima formt. Die Adria im Osten, das Ionische Meer im Süden sorgen für ausgeglichene Temperaturen und verlängern die Vegetationsperiode spürbar. Ihre Meeresbrise wirkt als natürlicher Schutz gegen Pilzkrankheiten und ermöglicht bei durchschnittlich 300 Sonnentagen jene optimale Traubenreife, die Eleganz und Konzentration vereint.
Es gibt einen Mythos, Apulien bringe ausschließlich schwere, alkoholreiche Weine hervor. Heute weiß man dank präziser Keltertechnik und kontrollierter Temperaturführung: Auch elegante Weine mit moderatem Alkoholgehalt entstehen auf diesem süditalienischen Terroir.
Die geologischen Besonderheiten der Region
Millionen Jahre maritimer Ablagerungen haben eine Bodenformation geschaffen, die heute als natürlicher Wasserspeicher für die Reben von Masca del Tacco fungiert. Diese maritime Kalkstruktur, entstanden als das Meer längst gewichen war, zwingt die Rebwurzeln dazu, sich tief in den Untergrund vorzukämpfen, oft bis in vier Meter Tiefe, wo sie selbst in heißesten Sommern Feuchtigkeit finden.
Der harte Kalkstein wirkt dabei wie ein natürlicher Filter, der Regenwasser nicht nur speichert, sondern es mit wertvollen Mineralstoffen anreichert. Diese geologische Konstellation führt zu einem moderaten Stress für die Rebstöcke, reduziert den Ertrag, konzentriert aber gleichzeitig die Trauben erheblich. Das Ergebnis zeigt sich später im Glas als feine, charakteristische Salzigkeit, die den Weinen von Masca del Tacco ihre unverwechselbare mineralische Prägung verleiht.
Mikroklima und sein Einfluss auf die Rebsorten
Wenn die Sonne hinter dem Horizont verschwindet, beginnt die eigentliche Arbeit der Natur. Die nächtliche Temperaturschere von bis zu 15°C prägt hier das Profil der Primitivo- und Negroamaro-Reben entscheidend mit. Diese extremen Tag-Nacht-Schwankungen kurbeln die Bildung aromaintensiver Phenole (sekundäre Pflanzenstoffe) an und bewahren gleichzeitig jene lebendige Säurestruktur, die das Rückgrat großer Rotweine bildet.
Tramontana und Scirocco, die lokalen Winde aus Nord und Südost, fungieren als natürliche Klimaanlage ohne Stromverbrauch. Sie halten Luftfeuchtigkeit und Temperatur im Gleichgewicht, verhindern Hitzeschäden und schaffen eine Form der Klimawandelanpassung, die ganz ohne technische Eingriffe auskommt. Diese konstante Luftbewegung reduziert zudem das Risiko von Pilzkrankheiten erheblich.
Der präzise Lesezeitpunkt wird durch kontinuierliche Reifekontrolle bestimmt, doch entscheidend ist das Wie der Ernte. Die "vendemmia fresca" (kühle Lese) in den frühen Morgenstunden oder bei Nacht bewahrt die Trauben vor unerwünschten Oxidationsprozessen. Diese traditionelle Technik, die heute wieder vermehrt eingesetzt wird, sichert die Reinheit der Frucht und damit die Grundlage für Weine mit authentischem Sortencharakter.
Philosophie und Handwerkskunst bei Masca del Tacco
In den Weinbergen von Salice Salentino herrscht eine Philosophie, die man als "minimalismo interventista" bezeichnet. Dahinter verbirgt sich mehr als ein Modewort: Es ist die Kunst, der Natur Raum zu geben und dennoch im entscheidenden Moment präzise zu handeln. Diese Balance zwischen Zurückhaltung und gezieltem Eingriff durchzieht jeden Arbeitsschritt bei Masca del Tacco, vom ersten Rebschnitt bis zur finalen Abfüllung.
Die Weinbauphilosophie zeigt sich besonders deutlich in der biologischen Bewirtschaftung vieler Parzellen. Synthetische Herbizide und Pestizide haben hier keinen Platz. Stattdessen setzt man auf natürliche Prädatoren und eine durchdachte Begrünung zwischen den Rebzeilen. Thymian und Oregano wachsen wild zwischen den Reben und schaffen nicht nur ökologische Vielfalt, sondern prägen subtil auch das aromatische Profil der späteren Weine. Diese mediterrane Kräutervielfalt ist Teil eines größeren Systems, das Biodiversität als Qualitätsfaktor begreift.
Bei der Handlese wird diese Sorgfalt zur gelebten Tradition. Jede einzelne Traube durchläuft eine Selektion auf Reife und Gesundheit, bevor sie behutsam in kleine 15-Kilogramm-Körbe wandert. Diese scheinbar einfache Praxis ist ein Drahtseilakt zwischen Effizienz und Schonung: Die geringere Füllmenge verhindert, dass die Beeren durch ihr Eigengewicht zerdrückt werden und vorzeitig oxidieren. Was nach Tradition aussieht, folgt präzisen qualitätstechnischen Überlegungen.
Die Kellertechnik spiegelt dieselbe durchdachte Herangehensweise wider. Die malolaktische Gärung (Malo, der biologische Säureabbau) wird bei Rotweinen gezielt gefördert, um eine cremigere Textur und mildere Säurestruktur zu erreichen. Bei ausgewählten Weißweinen hingegen wird sie bewusst verhindert, wodurch die knackige Frische und lebendige Zitrusnoten erhalten bleiben. Präzise Temperaturkontrolle macht diese differenzierte Herangehensweise erst möglich. Es gibt einen Mythos, apulische Weine seien zwangsläufig schwer und alkoholreich. Heute weiß man dank kontrollierter Vergärungstemperaturen und selektivem Lesezeitpunkt: Eleganz und Finesse sind auch im Süden Italiens möglich.