19.11.25
Die Kunst der Weinherstellung: Wie wird Wein hergestellt?
Die Weinherstellung ist ein faszinierender Prozess, der Menschen seit Jahrhunderten begeistert. Wein ist nicht nur ein beliebtes Getränk, sondern in vielen Ländern auch ein bedeutender Teil der Kultur und Wirtschaft. Er steht für Lifestyle und Prestige und zieht sowohl Weinkenner als auch neugierige Entdecker an. Doch wie wird Wein hergestellt? Und welche Unterschiede gibt es bei der Herstellung von Rotwein, Weißwein und Rosé?
Um ein hochwertiges Produkt zu erzeugen, erfordert es viel Know-how und Erfahrung. Die Qualität hängt dabei von zahlreichen Faktoren ab. Darunter zum Beispiel von Rebsorte, Klima, Boden und der Art der Vinifizierung. Im Folgenden zeigen wir, wie Wein Schritt für Schritt hergestellt wird:
Die Traubenlese: erster Schritt der Weinherstellung
Die Herstellung von Wein beginnt mit der Lese der Weintrauben. Nur reife und gesunde Weintrauben liefern die Basis für einen aromatischen, ausgewogenen Wein. Je nach Weinsorte werden die Früchte entweder von Hand geerntet, was besonders schonend ist, oder maschinell, was große Mengen schneller ermöglicht.
Für die Weinherstellung wird hauptsächlich die Rebsorte Vitis vinifera verwendet. Sie ist der Grundstock für bekannte Sorten wie Chardonnay, Cabernet Sauvignon oder Riesling.
Der Zeitpunkt der Ernte spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle: Er beeinflusst den Zucker-, Säure- und Aromagehalt der Trauben und damit den späteren Charakter des Weins. Sowohl rote als auch weiße Weintrauben werden mit großer Sorgfalt gesammelt, um von Anfang an die Qualität sicherzustellen. Die Lese legt somit den Grundstein für jeden guten Wein.
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Mostgewinnung: Der Saft, der Wein werden soll
Nach der Ernte der Trauben geht es an die Verarbeitung. Zuerst erfolgt das Entrappen: Dabei werden die Früchte von den Stielen getrennt, um unerwünschte Bitterstoffe zu vermeiden.
Anschließend werden die Trauben gequetscht oder gemaischt, sodass der Saft austreten kann. Früher geschah dies noch traditionell durch Stampfen mit den Füßen in Fässern oder anderen Behältern. Heute wird diese Arbeit jedoch maschinell mit einer Weinpresse erledigt.
Je nach Art des Weins gibt es bereits in diesem Schritt der Weinherstellung kleine Unterschiede:
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Weißwein: Die Schalen der Weintrauben werden direkt aus dem Most entfernt, damit er klar und frisch bleibt.
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Rotwein: Die Schalen bleiben im Traubensaft, da sie für die intensive Färbung und die typischen Tannine sorgen.
Gärung: Wie Zucker in Alkohol verwandelt wird
Nach der Verarbeitung der Trauben beginnt die Gärung. Der zentrale Schritt, bei dem aus Zucker schließlich Alkohol entsteht. Verantwortlich dafür ist die Hefe, die den Zucker im Most in Alkohol und Kohlendioxid umwandelt. Dieser Arbeitsschritt findet in einem speziellen Gärbehälter statt, der Temperatur und Druck kontrolliert, um optimale Bedingungen für die Hefen zu schaffen.
Alkoholische Gärung: Unterschiede in der Herstellung
Bei Weißwein erfolgt die alkoholische Gärung meist bei kühlen Temperaturen von 12–22 °C, um die frischen, fruchtigen Aromen zu bewahren. Rotwein hingegen gärt bei höheren Temperaturen von 20–30 °C, damit sich Farbe, Tannine und andere wertvolle Stoffe aus der Beerenhaut lösen und in den Wein übergehen.
Wie lange die Weinbereitung gärt, variiert meist zwischen 1–4 Wochen und beeinflusst auch den Weinstil:
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Ein trockener Wein wird vollständig vergoren, sodass kaum Restzucker verbleibt.
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Bleibt Restzucker im Wein, entstehen halbtrockene oder lieblich-süße Weine.
Nach der mehrtägigen Vergärung erreicht der Wein einen Alkoholgehalt von meist 8 bis 13 %, abhängig von Zuckergehalt, Sorte der Weinrebe und Gärtemperatur.
Malolaktische Gärung
Bei vielen Rotweinen und einigen Weißweinen folgt nach der alkoholischen Gärung noch die malolaktische Gärung, bei der scharfe Apfelsäure in weichere Milchsäure umgewandelt wird. Dies geschieht durch spezielle Milchsäurebakterien, die die Apfelsäure enzymatisch abbauen und dabei den Wein weicher und runder machen.
Abziehen und Klären bei der Weinherstellung
Nach dem Gärungsprozess werden die festen Bestandteile des Weins entfernt. Dieser Vorgang wird Abziehen genannt. Anschließend erfolgt die Klärung, um einen klaren, reinen Wein zu erhalten. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten:
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Sedimentation: Die Schwebstoffe setzen sich von selbst ab.
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Filtration: Mechanische Entfernung der Trubstoffe.
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Schönung: Zugabe bestimmter Stoffe, die die Trubteilchen binden und aus dem Wein entfernen.
Reifung und Lagerung: Weinherstellung Schritt für Schritt
Die Reifung ist ein entscheidender Schritt bei der Weinherstellung. Sie wird im Keller der Weingüter sorgfältig überwacht, da sie den Geschmack und die Qualität des Weins maßgeblich beeinflusst. Je nach gewünschten Weinstil kann der Wein in Edelstahltanks, Holzfässern oder sogar Behältern aus Beton lagern.
Weißwein reift in der Regel nur wenige Monate, um seine frischen, fruchtigen Aromen zu bewahren. Rotwein hingegen kann mehrere Jahre in Eichenfässern verbringen, wodurch er Komplexität, Tiefe und feine Tannine entwickelt.
Während der Reifung verbessert der Wein nicht nur Aroma, Farbe und Struktur, sondern entwickelt auch jene feinen Nuancen, die ihn unverwechselbar machen. Die Wahl des Lagertanks, die Dauer und die Bedingungen während der Reifung sind daher wichtig für das Endergebnis.
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Abfüllung: Vom Fass in die Flasche
Nach der Reifung wird der Wein sorgfältig gefiltert, stabilisiert und schließlich in Flaschen abgefüllt. Bei manchen Weinen kommt zusätzlich eine kleine Menge Schwefel zum Einsatz, um die Haltbarkeit zu sichern und den Wein vor unerwünschten Veränderungen zu schützen.
Einige Weine profitieren sogar von einer Nachreifung in der Flasche: Dort entwickeln sich zusätzliche Aromen und die Struktur des Weins kann sich weiter verfeinern. Die Abfüllung ist also nicht nur der letzte Schritt der Weinherstellung vor dem Verkauf, sondern auch ein wichtiger Moment. Denn neben Weinbau, Weinlese und Herstellung entscheidet sie über den weiteren Charakter des Weins.
Unterschiede bei der Weinherstellung
Viele Menschen glauben fälschlicherweise, dass die Traubensorte dafür ausschlaggebend ist, ob ein Rot- oder Weißwein entsteht. Tatsächlich ist der entscheidende Unterschied aber nicht die Farbe der Traube. Denn beide Traubensäfte sind zu Beginn der Verarbeitung klar. Erst während der Verarbeitung entwickeln Rotweine ihre intensive Farbe und Tannine.
Weiß- und Rotweinherstellung: Unterschiede im Überblick
Die folgende Tabelle zeigt die wichtigsten Unterschiede in der Herstellung von Weißweinen und Rotweinen:
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Merkmal |
Weißwein |
Rotwein |
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Schalenkontakt |
Schalen werden meist direkt entfernt |
Schalen bleiben im Most für Farbe und Tannine |
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Gärtemperatur |
12–22 °C (kühl, um frische Aromen zu bewahren) |
20–30 °C (höher, um Farbe, Tannine und Aromen zu extrahieren) |
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Reifung |
Meist nur wenige Monate |
Oft mehrere Jahre in Eichenfässern |
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Aromaprofil |
Frisch, fruchtig |
Komplex, kräftig, tanninreich |
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Farbe |
Klar, hell |
Intensiv, dunkel |
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Restzucker / Weinstil |
Kann je nach Gärung trocken, halbtrocken oder lieblich sein |
Kann je nach Gärung trocken, halbtrocken oder lieblich sein, Tannine prägen den Körper |
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Nachreifung |
Kurz, eher in Edelstahltanks |
Längere Reifung möglich, auch Nachreifung in der Flasche |
Rosé und Süßweine
Roséweine entstehen immer mit einem sehr kurzen Kontakt zwischen Most und Traubenschalen. Nur wenige Stunden oder maximal ein bis zwei Tage verbleiben die Schalen im Traubensaft. Dadurch bekommt der Wein seine zarte, rosafarbee Farbe. Außerdem bleibt er so leicht und fruchtig.
Süßweine werden so hergestellt, dass ein Teil des Zuckers in den Weintrauben erhalten bleibt. Dies kann auf verschiedene Weise geschehen:
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Frühzeitige Beendigung der Gärung, sodass der Restzucker im Wein bleibt.
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Edelfäule (Botrytis), die die Trauben stark konzentriert.
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Trocknung der Trauben auf Matten oder Reben, um Zucker zu konzentrieren.
Das Ergebnis sind aromatische, oft körperreiche Weine mit einem angenehm süßen Geschmack, die sich perfekt als Dessertbegleiter eignen.
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So funktioniert die Schaumweinherstellung
Schaumwein entsteht durch die Einleitung einer zweiten Gärung, bei der im Wein Kohlendioxid eingeschlossen wird, das für die typischen Bläschen sorgt. Es gibt zwei gängige Verfahren:
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Flaschengärung (klassische Methode / Champagne-Methode): Der Wein gärt ein zweites Mal in der Flasche. Dabei entsteht eine feine Perlage und Hefen sorgen für zusätzliche Aromen, bevor sie entfernt werden.
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Tankgärung (Charmat-Methode): Der Wein gärt in einem Drucktank, wodurch die Kohlensäure eingeschlossen wird. Diese Vorgehensweise ist schneller und günstiger, liefert aber meist größere Bläschen und weniger komplexe Aromen.
Das Ergebnis ist ein spritziger Wein mit lebendiger Perlage, der von festlich bis frisch-fruchtig variieren kann.
Häufige Fragen zur Weinherstellung
Die Weinherstellung ist ein komplexer Prozess mit vielen Details, die Einfluss auf Geschmack, Qualität und Stil des Weins haben. Im Folgenden beantworten wir die häufigsten Fragen, die Weinliebhaber und Einsteiger rund um die Herstellung von Wein beschäftigen.
Warum schmeckt Wein aus unterschiedlichen Regionen anders?
Der Geschmack eines Weins hängt stark von Rebsorte, Klima, Bodenbeschaffenheit (Terroir) und Vinifizierungsmethoden ab. Selbst dieselbe Rebsorte kann in verschiedenen Regionen völlig unterschiedliche Aromen entwickeln.
Wie lange kann Wein gelagert werden?
Das hängt von der Weinsorte und der Qualität ab. Leichte Weiß- und Roséweine sollten innerhalb weniger Jahre nach der Herstellung getrunken werden, während hochwertige Rotweine oder bestimmte Süßweine oft viele Jahre reifen können.
Welche Arbeitsschritte gehören zur klassischen Weinherstellung?
Die klassischen Weinherstellungsschritte sind: Weinlese, Mostgewinnung, Gärung, Abziehen und Klären, Reifung/Lagerung und Abfüllung.
Wie unterscheidet sich die Weißweinherstellung von der Rotweinherstellung?
Bei der Herstellung von Weißwein werden die Schalen meist direkt entfernt und die Gärung erfolgt kühl, um frische Aromen zu bewahren. Bei der Rotweinherstellung bleiben die Schalen im Most und die Gärung erfolgt wärmer, sodass Farbe, Tannine und Aromen extrahiert werden.